Bertelsmann-Studie: Mutter zu werden kostet Frauen ein Vermögen

Kinder zu bekommen ist für Frauen trotz verbesserter Betreuungsangebote noch immer mit enormen Einkommenseinbußen verbunden, berichtet die Frankfurter Zeitung am 22.06.2020 unter Berufung auf eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Während kinderlose Frauen den Einkommensrückstand zu Männern mit der Zeit verkleinert haben, klafft die Lücke zwischen Müttern und kinderlosen Frauen immer größer. Das sogenannte Lebenserwerbseinkommen gehe im Vergleich zu kinderlosen Frauen im Schnitt „um rund 40 Prozent“ zurück, wenn sich eine Frau für ein Kind entscheidet. Bekommt eine Frau drei oder mehr Kinder, seien es sogar fast 70 Prozent.

Die Studie, die auf Befragungsdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) zurückgreift, betrachtet die Einkommen, die Männer und Frauen über ihr gesamtes Berufsleben hinweg verdienen. Durch eine Simulation können so auch die Lebenseinkommen von Personen geschätzt werden, die im Zeitraum 1964 bis 1985 geboren sind – also auch von Menschen, die noch nicht sehr lange im Berufsleben stehen.

Eine frühere Studie mit identischer Methodik hatte im Frühjahr gezeigt, dass Männer über das Arbeitsleben hinweg beinah doppelt so viel Geld verdienen wie Frauen. Westdeutsche Männer kommen demnach voraussichtlich auf 1,5 Millionen Euro bis zu ihrem 60. Lebensjahr, westdeutsche Frauen nur auf 830.000 Euro (in Preisen von 2015). Erstmals sei nun ermittelt worden, wie sehr diese Diskrepanz von der Entscheidung für Nachwuchs und der Kinderzahl abhängt.

Kinderlose Frauen, die 1982 in Westdeutschland zur Welt kamen, werden demnach voraussichtlich 1,3 Millionen Euro verdienen, die Lücke zu den Männern schmilzt. Gleichaltrige Mütter mit einem Kind verlieren im Vergleich zu kinderlosen Frauen aber 43 Prozent, ein zweites Kind vergrößere die Lücke auf 54 Prozent, ein drittes auf 68 Prozent. In Ostdeutschland sind die Größenordnungen vergleichbar.

Als Hauptgrund nennen die Autorinnen, dass „trotz anderer Vorstellungen, die die partnerschaftliche Arbeitsteilung befürworten, faktisch nach wie vor das Modell des männlichen Ernährers beziehungsweise das Zuverdienerinnenmodell dominiert“. Auch jüngere Frauen gingen noch immer häufiger in Teilzeit, verzichteten zugunsten ihrer Familie auf die Karriere und fassten später im Beruf schlechter wieder Fuß – was sich unter anderem in geringeren Rentenansprüchen niederschlägt.

Hier gehts zur Bertelsmannstudie
«Die große Kluft: Frauen verdienen im Leben nur halb so viel wie Männer»

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